Mir stinkt`s! – Konfliktwiege Großraumbüro

Durch eine Teilnehmerin unseres letzten Workshops inspiriert, nehmen wir uns heute dem Thema „Großraumbüro“ an.

Wie in unseren Seminaren üblich, kam es in der Pause zum regen Austausch über unterschiedlichste Themen des Arbeitsalltages. Ich bemerkte eine Teilnehmerin, die sich etwas von der Gruppe entfernte und sich die Schläfen massierte.

Auf meine Frage, ob ich ihr helfen könne schüttelte sie den Kopf. „Sorry“ sagte sie, „ich reagiere wohl zurzeit ein wenig empfindlich auf Reizüberflutung.“

Ich holte ihr ein Glas Wasser und ein paar Apfelschnitze vom Tagungsbuffet, dankbar nahm sie an und begann zu erzählen:

Täglich bis zu 9 Stunden verbringe sie nun seit 5 Monaten in einem Großraumbüro. „Es ist die Hölle,“ beschrieb sie ihren Alltag. Dabei hatte ihr die Arbeit bis dahin sehr viel Freude bereitet. Gemeinsam mit einem Kollegen saß sie früher in einem Büro und so war gewährleistet, dass ein gewisser Austausch stattfand und trotzdem genügend Ruhe herrschte, um konzentriert zu arbeiten. Nun hatte die Behörde ein neues Konzept und ein Großraumbüro installiert.

„Es ist unvorstellbar, was bei uns los ist. Wie in einem Bienenstock! Die Lautstärke, die Unruhe und seit der Hitze draußen wird die Luft im Büro nachmittags so dick, dass mir speiübel wird. Wenn sich dann noch meine Kollegin über den Schreibtisch beugt – buah!“

Durch eine ausladende Geste beschrieb sie die Folgen ihrer Übelkeit….

Natürlich haben größere Arbeitseinheiten Vorteile, gerade in Abteilungen mit hoher Veränderungsdynamik. Kürzere Kommunikationswege und bessere Kooperation beispielsweise und das kommt dem Gruppenspirit zugute. Auch die Eingliederung neuer Teammitglieder funktioniert schneller. Doch Großraumbüros stellen eine regelrechte Konfliktwiege dar.

Sicher hat man sich vor der Einrichtung Gedanken gemacht, wie der Geräuschpegel minimiert werden kann (Schallschlucker, Vorhänge, Pflanzen und Raumteiler, Büros im Büro, usw. usw.) und wir wären nicht in Deutschland, gäbe es für Quadratmeterzahl und Ausstattung keine Vorschriften.

Die Raumausnutzung ist dabei sicher optimal, doch spiegelt sich diese Effizienz auch in der Produktivität der Beschäftigten wider?

Im Schnitt werden im einem solchen Büro 70 Dezibel erreicht – das entspricht der Lautstärke eines Rasenmähers!

Nicht nur die Lautstärke kann sich als problematisch erweisen und sensible Menschen reagieren bereits in deutlich kleineren Arbeitseinheiten.

Gerade introvertierte KollegInnen fühlen sich beeinträchtigt, wenn sie alle Informationen ungefiltert mitbekommen. Wer möchte schon täglich über das Feierabendprogramm der kompletten Belegschaft informiert werden, und auch der Behördengossip ist nicht für jeden von Interesse.

Darüber hinaus kommen in einem großen Büro auch Menschen zusammen, die sich nicht nur im übertragenen Sinne „nicht riechen können“.

Eine Studie des Stress Research Institutes Stockholm zeigt: Beschäftigte im Großraumbüro sind doppelt so häufig krank wie Mitarbeitende in kleineren Räumen. Nicht nur Ansteckungen durch Viren und Bakterien, auch der erhöhte Stresspegel beeinträchtigt die Gesundheit der Betroffenen.

Das Fehlen von Tageslicht im Rauminneren und mangelnde Intimsphäre wirken sich zusätzlich negativ auf unser Leistungsniveau aus. Dazu kommen – wie im Falle unserer Seminarteilnehmerin Reizüberflutung und Diskussionen zur Arbeitsumgebung (Fenster oder Türen auf oder zu, Heizung an oder aus usw. usw.).

Wieviel Zeit mag die Leitung eines Großraumbüros mit der Schlichtung solcher Unstimmigkeiten verbringen? Keine angenehme Aufgabe!

Wenn unabdingbar, unterstützt ein Kodex bzgl. des Verhaltens ebenso wie die sorgfältige Auswahl der Teammitglieder des Großraumbüros. Gerne sind wir hierbei behilflich.

Dass in Ihren Büros dicke Luft stets von einem frischen Wind vertrieben wird,

wünscht

Ihr Ilona-Vogel Team

Konflikte lähmen Ihre Teams

Lange Zeit war Stefan stolz darauf, dass sich unter seiner Leitung das Miteinander auf dem Bauhof der Stadt so toll ist entwickelt hatte.

„Die Beschäftigten pflegen einen prima Umgangston, treiben zusammen Sport und aus dem Feierabendbier wurde sogar ein Freundeskreis, der sich mit Familien zum Grillen verabredet“ freute er sich.

Doch nun stellt er fest, dass private Absprachen selten sind.

Irgend etwas hat sich verändert.

Das laute Lachen, dass früher so oft über den Hof schalte bleibt aus und man hat das Gefühl, die KollegInnen gehen sich aus dem Weg.

Stefans Frage nach dem Grund dieser unterschwelligen Missstimmung wurde mit einem „ne, ne alles ok, Chef“ abgetan und so ließ er die Sache erst einmal auf sich beruhen. Die kriegen sich schon wieder ein, dachte er und ignorierte das – angeblich nicht existente – Problem. Leider war das jedoch nicht der Fall, heute kam es sogar zu lauten Beschimpfungen auf dem Hof.

Einem Hinweis seiner aufmerksamen Sekretärin verdankte Stefan schlussendlich die Erkenntnis, aus welcher Ecke das Problem kam – er hatte die Urlaubsgeschichte schon vergessen. Konnte kaum glauben, dass die befreundeten Kollegen so ein Drama daraus machten.

Vor vier Wochen kam Uwe ins Büro und fragte nach Urlaub für den Brückentag. Nach einem Blick in den Kalender stimmte Stefan zu, bisher hatte noch niemand an diesem Tag frei haben wollen. Dankend verließ Uwe den Raum und ging wieder an seine Arbeit.

Am folgenden Tag bat Manfred, ihm am Freitag nach dem Feiertag Urlaub zu gewähren. „Das wird leider nix,“ antwortete ihm der Vorgesetzte, „ich habe Uwe gestern den Tag zugesagt und du weißt, dass ich schlecht auf euch beide verzichten kann.“

Ungläubig schüttelte Manfred den Kopf. „Das gibt’s doch gar nicht, der weiß doch, dass meine Tochter umzieht und ich ihr Hilfe versprochen habe. Ich muss da frei haben!“ Zornig stemmte er die Hände in die Seite und es war klar, dass er nicht bereit war, das Büro kampflos zu verlassen.

Als sein Telefon klingelte schüttelte Stefan den Kopf, zeigte auf das Handy und sagte kurzerhand:

„Mir egal, macht das unter euch beiden aus.“ Wutentbrannt verließ Manfred das Büro.

Nach wenigen Minuten war in der Halle sein Schreien zu hören:

„Du weißt doch ganz genau, dass ich Hella am Wochenende beim Umzug helfen muss und frei brauche! Wieso gehst du zum Chef und fragst nach Urlaub?“

„Oh sorry, da hab ich nicht dran gedacht“, gab Uwe zurück, „wir haben Karten für das Clapton-Konzert am Freitag gewonnen. Da muss ich natürlich hin! Du weißt doch, wie sehr ich mich geärgert habe, dass es ausverkauft ist….“ Auch Uwes Zornzombie hatte sich in Stellung gebracht, schließlich musste er sich Manfreds vorwurfsvollen Ton nicht gefallen lassen!

Immer lauter, anklagender und verletzender wurde der Disput, bis Stefan selbst in der Halle erschien: „Spinnt ihr? Euer Geschrei bekommt der ganze Hof mit, reißt euch mal zusammen! Ihr wisst, dass nur einer von euch fehlen kann. Es war immer schon klar, dass ihr euch gegenseitig vertretet. Also einigt euch und sagt mir dann Bescheid“, beendete er seine Ansage und ging.

Am nächsten Tag erfuhr Stefan, dass Manfred am Brückentag der Firma zur Verfügung steht, Uwe geht zum Konzert, er hatte ja auch zuerst den freien Tag beantragt. Ok, dachte sich der Chef und ging zum Tagesgeschäft über.

Nicht jedoch die Betroffenen! Schmollend, sich jeweils selbst im Recht fühlend, gingen sich die beiden fortan aus dem Weg. 

Und jetzt das! Insgesamt war die Stimmung im Unternehmen auf Eis gelegt. Die komplette Belegschaft schien in den Streit involviert. Es hatten sich richtiggehend Lager gebildet. Sollte der Streit zwischen den beiden Mitarbeitern tatsächlich so schwerwiegende Folgen für das Betriebsklima haben?

Konflikte sind Chefsache!

Nun war es natürlich an Stefan, eine Aussprache in die Wege zu leiten um das Problem aus der Welt zu schaffen.

Unser Tipp an den Vorgesetzten:

  1. Schenken Sie Problemen zwischen den Teammitgliedern Ihre Aufmerksamkeit!
    Es hätte Stefan klar sein müssen, wie wichtig der freie Tag für beide Mitarbeiter war. Zu blauäugig war er an die Problematik herangegangen.
  2. Um solche Konflikte zu vermeiden, muss untereinander eine Absprache bezüglich der Vertretung stattfinden. Bevor man den Urlaub beim Chef erbittet muss die Vertretung sichergestellt sein.
  3. In unserem Fall stellt sich tatsächlich die Frage, wie wichtig die Anwesenheit eines der beiden am Brückentag ist. Da viele Unternehmen in dieser Zeit schwächer besetzt sind, ist die Produktivität oft geringer. Kann die Position evtl. doch einen Tag unbesetzt bleiben? Ein freundlicher Hinweis, dass und man sich direkt am Montag der Sache annimmt, trifft in vielen Fällen sicher auf das Verständnis von BürgerInnen und KollegInnen. Diese Großzügigkeit des Chefs hätte unter Garantie einen tollen Motivationsschub zur Folge und die Stimmung im Team wäre nach wie vor großartig.

Bleiben Sie als Führungskraft aufmerksam.

Gutes Gelingen und einen kühlen Kopf bei steigenden Temperaturen wünscht

Ihr Ilona-Vogel Team